Cornelia Jöchner, gem. mit Christin Nezik, Gáspár Salamon und Anke Wunderwald: Museale Architekturdörfer 1880–1930. Das Eigene in transnationalen Verflechtungen (Visuelle Geschichtskultur, 21) Dresden 2023

In einem kohärenten europäischen Vergleich zwischen Turin, Budapest, Helsinki und Barcelona stellt das Buch architektonische Ensembles vor, die zwischen 1880 und 1930 im Zusammenhang mit Welt- oder Landesausstellungen sowie Museumsgründungen fiktive Dörfer präsentierten. Vier der fünf hier gezeigten, städtebaulich angelegten Komplexe, die Architektur fast im Maßstab 1:1 und damit »lebensecht« zeigten, existieren noch heute: Indiz für die anhaltende Beliebtheit der Musealen Architekturdörfer, die auch unbekannte ältere Gebäude versammelten und sie meist mit wissenschaftlicher Akribie nachbauten. Diese Ensembles unterscheiden sich von den Ikonisierungen berühmter architektonischer Monumente auf Weltausstellungen. Indem sie in erster Linie kleinstädtische und ländliche Gebäude darstellten, zielten sie auf soziokulturelle Strukturen, die dem nation building der jeweiligen Länder mit dem Blick auf die kleinen Orte neue territoriale Dimensionen hinzufügten. Doch trotz solcher Betonungen des »Eigenen« gab es transnationale Bezüge im Schnittfeld von Sammeln, Musealisieren, Ausstellen und der neuen Profile in Kunstgeschichte, Ethnografie, Bauarchäologie, Denkmalpflege und Museum. Die Kollektive Monografie ist damit sowohl ein Beitrag zur Ausstellungs- und Forschungsgeschichte materieller Objektwissenschaften wie auch eine transnationale Verflechtungsgeschichte europäischer Architektur.

Das Buch, entstanden aus einem DFG-Projekt, ist eine Kollektive Monographie, die im Sandstein Verlag sowohl gedruckt wie als Open Access-Ausgabe erscheint: www.sandstein-verlag.de, DOI: 10.25621/sv-gwzo/VG-21