Dr. Regine Ehleiter (Foto: Lorenz Brandtner)

Dr. Britta Caspers (Foto: Christoph J. Bauer)

Katharina Król (Foto: Yasemin Peken)

Screening: Erika Runge, Warum ist Frau B. glücklich? (1968)

Einführung und Moderation: Dr. Regine Ehleiter, im Anschluss Podiumsdiskussion mit Dr. Britta Caspers und Katharina Król

Museum unter Tage, Mi, 3. Juli 2024, 18–20 Uhr

Für den vielfach prämierten Dokumentarfilm Warum ist Frau B. glücklich? (1968, WDR, 43 Min.) lud Regisseurin Erika Runge die Bergarbeiterwitwe, Hausfrau und Putzkraft Maria Bürger ein, die Rolle ihres eigenen Lebens zu spielen. Die Glücksthematik beschäftigte die Ende Oktober 2023 verstorbene, promovierte Schriftstellerin, engagierte Feministin und Kommunistin Erika Runge zeitlebens: In diversen Büchern, Filmen und Hörspielen widmete sie sich dem Spannungsverhältnis zwischen individuellem Glücksstreben und Gemeinwohl und gab Denkanstöße zu einer möglichen Neuausrichtung der Beziehung von Individuum und Gesellschaft.

Im Anschluss an die Filmvorführung diskutieren die Teilnehmerinnen verschiedene Aspekte des Gesamtwerks von Erika Runge, darunter ihre 1968 im Suhrkamp-Verlag erschienenen Bottroper Protokolle, die einen Brennpunkt für literaturtheoretische, dokumentarästhetische und gesellschaftspolitische Diskussionen darstellten. Der Band liefert ein vielschichtiges und vielstimmiges Bild des Ruhrgebiets im strukturellen Wandel, als einer Region also, die als historische Konstellation von eminent politischem Charakter in einer Zeit starker sozialer und politischer Spannungen zu begreifen ist. Wurden die Bottroper Protokolle in erster Linie überregional wahrgenommen, gilt es auch die Frage nach der regionalen Rückkopplung zu diskutieren. Darüber rückt die Diskussion dokumentarethische Gesichtspunkte in den Blick – bezogen etwa auf Erika Runges eigene Rolle als Autorin, ihren Eingriff in das Dargestellte und ihre Verantwortung gegenüber den Dargestellten – Aspekte, die ab den 1970er-Jahren in Bezug auf das Medium Film verstärkt verhandelt werden.

Dr. Britta Caspers, geboren 1976 in Oberhausen. Promoviert mit einer Arbeit zur Rechtsphilosophie Hegels, danach einige Jahre lang Lehre und Forschung in der germanistischen Literaturwissenschaft, u.a. zur Geschichte der Ruhrgebietsliteratur, arbeitet zurzeit als freie Autorin und Coach, macht Musik in einer kleinen Band.

Dr. Regine Ehleiter ist Kunst- und Kulturwissenschaftlerin, Postdoktorandin am Exzellenzcluster „Temporal Communities“ der Freien Universität Berlin. Im November 2023 organisierte sie mit Till Kadritzke und Florian Fuchs die Veranstaltung „Erika Runge und das systemsprengende Potenzial des Glücksanspruchs“ in Kooperation mit dem Harun Farocki Institut. Soeben erschien: „Ausstellen in Publikationen“ (2024, Edition Metzel).

Katharina Król ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am DFG-Graduiertenkolleg 2132 „Das Dokumentarische. Exzess und Entzug“. In ihrem Dissertationsprojekt beschäftigt sie sich mit (Selbst-)Darstellungen von Roma-Künstler.innen im Theater. Zuvor studierte sie Theaterwissenschaft an der RUB und befasste sich dabei bereits mit darstellungspolitischen Fragestellungen.

Museum unter Tage/Situation Kunst (für Max Imdahl)

Nevelstraße 29c (im Parkgelände von Haus Weitmar)

44795 Bochum | T +49 234 2988901 | www.situation-kunst.de

Eintritt frei; eine Anmeldung ist nicht erforderlich.