Öffentliche Ringvorlesung:
Präsentieren/Kuratieren/Vermitteln – Gegenwart und Potenziale musealer Praktiken
Kunstgeschichtliches Institut der RUB in Kooperation mit dem Institut für Kunst und Materielle Kultur der TU Dortmund
organisiert von Joachim Baur, Carolin Behrmann, Lee Chichester und Annette Urban
mittwochs, 18-20 Uhr, HGA 30 und externe Termine
Das Museum befindet sich aktuell unter großem Veränderungsdruck. Es durchläuft einen tiefgreifenden Wandel, der die im 19. Jahrhundert bürgerlich geprägte Institution in ihrem Selbstverständnis und in ihrer Zukunftsfähigkeit nachhaltig betrifft. Richtungsweisende Impulse gehen dabei u.a. von diversitätssensibler, post-kolonialer und provenienzwissenschaflicher Kritik aus. So öffnen sich Museen zum einen gegenüber den gesellschaftlichen Gruppen, die an dem Versprechen von Teilhabe und Selbstvergewisserung, das musealer Öffentlichkeit seit jeher inhärent ist, bisher wenig partizipiert haben. Ihre Perspektiven sind im Kanon der Sammlungen wie im Ausstellungsbetrieb nach wie vor unterrepräsentiert. Zum anderen verändert sich durch digitale Transformationen die Zugänglichkeit von Kunst und Kulturgütern immens, und die kulturelle Produktion bringt selbst neuartige, digitale Artefakte hervor. Hieraus ergeben sich Herausforderungen für Vermittlung, Bewahrung und Überlieferung, denen sich die Museen stellen müssen, um nicht nur ihre, sondern auch die Zukunft der Gesellschaft gerade in sich stark wandelnden, postindustriellen Regionen mit zu gestalten.
Die Ring-Vorlesung untersucht daher mit dem Fokus auf Gegenwart und Moderne nach 1945 den vielfach formulierten Anspruch einer musealen Einbindung von multiplen audiences und diversen communities, die den Status des kontemplativ kunstrezipierenden Publikums überschreiten. Gerade zeitgenössische, immersivere Kunstformen stellen eine Herausforderung der Betrachter:innen dar. Aus verschiedenen Praxis- und Forschungsfeldern widmen sich die Beiträge der Frage, wie dieser Anspruch in experimentellen Praktiken des Kuratierens und Ausstellens eingelöst werden kann: Welche alternativen Formen verteilter Wissensproduktion lassen sich dabei erproben, und wie verschränken sich diese mit einem veränderten Umgang mit Exponaten und Artefakten? Wie können in diesen wechselseitigen Prozessen andere Gesten des Präsentierens und Zeigens produktiv gemacht und die Potenziale digitaler Teilhabe erschlossen werden? Nicht zuletzt gilt es, die lokalen Situierungen und kunst- wie zeithistorischen Vorprägungen der gegenwärtig diskutierten Modellversuche und experimentellen musealen Praktiken zur Sprache kommen zu lassen. Sie werden in der Ring-Vorlesung u.a. mit Blick auf den europäischen Verbund von Universitäten in postindustriellen Städten (UNIC) und deren Sammlungen (Netzwerk 21 Plateaus) auch in einem internationalen Rahmen betrachtet.
16.10. RUB, HGA 30 Carolin Behrmann, Lee Chichester, Annette Urban: Einführung
23.10. RUB, HGA 30 Joachim Baur, TU Dortmund: Beziehungsweise Museum. Fragmente einer relationalen Museologie, Host: Carolin Behrmann, RUB
30.10. RUB, HGA 30 Markus Heinzelmann, RUB: Ausstellen im Museum unter Tage
06.11. Zoom Maria Bremer, RUB: The Two Art Histories? Kunstgeschichtsschreibung in Museum und Universität
13.11. RUB, HGA 30 Nico Anklam, Kunsthalle Recklinghausen: Von Schaufenstern und Videokunstnächten, einem belgischen Storage Space und den unerwarteten Möglichkeiten eines Bunkers. Die Kunsthalle Recklinghausen, Host: Lee Chichester, RUB
27.11. Dortmunder U Özlem Arslan und Eva Busch, Kunstmuseum Bochum: Die Verhältnisse zum Tanzen bringen. Kuratorische Praxis im Kunstmuseum Bochum, Host: Eva Wruck, Situation Kunst Bochum, und Joachim Baur, TU Dortmund
04.12. RUB, HGA 30 Alexia Pooth, RUB: Was (nicht) zu sehen ist: Die BRD, die DDR und die Sammlung für moderne Kunst an der Ruhr-Universität Bochum
11.12. RUB, HGA 30 Dorus TJ Hoebink, Rotterdam: Lessons from Rotterdam: the Boijmans Depot as a cultural perfomance, Host: Annette Urban, RUB
18.12. Dortmunder U Johanna Adam, Bundeskunsthalle Bonn: Für alle! Demokratie neu gestalten, Host: Joachim Baur, TU Dortmund
08.01. RUB, HGA 30 Annette Urban und Manischa Eichwalder, RUB: (un)skilled bodies und latent spaces – virtuelle Kunst in virtuellen Ausstellungen
15.01. Dortmunder U Tahani Nadim, RUB: Digitisation and its discontents, Host: Joachim Baur, TU Dortmund
22.01. Veranstaltungszentrum der RUB Annet Dekker, Amsterdam: Rethinking Future Heritage, Host: Annette Urban, RUB (Kooperation mit der Distinguished Lectures Series des SFB 1567 Virtuelle Lebenswelten)