Noch heute zeugen Kunst und Kultur in Amsterdam von der Geschichte der Stadt als koloniale See- und Handelsmacht. Durch ihre Ausbildung der Chirurgen für die Handelsmarine war die Chirurgengilde im 17. Jahrhundert Teil dieses Unternehmens. Ihrem Stolz verlieh sie durch Rembrandts Gruppenportraits, aber auch durch Kupferstiche und das Anbringen ihrer Wappen in der Kuppel des anatomischen Theaters Ausdruck. Die Emmy-Noether Gruppe nutzte eine Studierenden-Exkursion, um mit Lucas Evers diesen Raum der Amsterdamer Chirurgengilde im ehemaligen Waaghaus in Augenschein zu nehmen. Bezeichnenderweise teilten sich die Chirurgen dieses Gebäude mit weiteren Gilden – den Maurern, den Malern und auch der Schützenbruderschaft. Das enge Verhältnis von Handwerkskunst und Naturforschung machte auch das von Laurens de Rooy kuratierte Vrolik-Museum deutlich. Durch die kenntnisreichen und einfühlsamen Erläuterungen des Kurators bekam die Gruppe einen Einblick in die verschiedenen Perspektiven der historischen Sammler und Betrachter. Marie Krüger nutzte zudem die Möglichkeit, im Studiensaal des Rijksmuseums Drucke zur visuellen Kultur der niederländischen Anatomie zu studieren. Kupferstiche, Wandmalereien, gebaute Räume und präparierte Naturalien schufen in ihrer Zusammenschau einen Erfahrungsraum, der Anspruch und Relevanz der Chirurgengilde nach wie vor sinnlich erfahrbar macht.