Auto(industrie) im Gender Trouble
Seit den 1960er Jahren unterwandern Künstler:innen den „Komplex aus Männlichkeit und Auto“ (Kunze 2022: 24), der in Alltag, Kunst- und Kulturgeschichte so unvermeidlich erscheint. Selma Selman malte für ihre Serie „Motherboards (The Wedding)“ die Porträts von Frauen aus ihrer Familie ganz ohne Bräutigam auf die von ihr recycelten Mercedes-Benz-Motorhauben. Rose B. Simpson lackierte ihren El Camino mit den Namen „Maria“ Schwarz auf Schwarz wie Tewa-Keramik und tunte den „blackware-lowrider“ zum „power object“; und Sylvie Fleury überzog für ihre Serie „Skin Crime“ komprimierte Schrottautos in Farbtönen von Givenchy, als seien sie mit Nagellack lackiert, auf der Basis von Autolack entwickelt wurde. Mit dem technischen Objekt zerlegen und bearbeiten die Künstler:innen auch den Fetisch von und für Männlichkeiten und die Geschlechterverhältnisse, die sich dem Auto durch Produktions- und Konsumweisen eingeschrieben haben. Ausgehend von diesen Werken untersucht der Workshop, wie das Auto und seine Geschlechterzuschreibungen in der zeitgenössischen Kunst verhandelt werden und welche Rolle dabei Fragen künstlerischer sowie (post)industrieller Produktion und Konsumtion spielen. Im Zentrum steht die These, dass die künstlerische Arbeit mit Autos „als verborgener Diskurs über Männlichkeit“ (Eisch 1999: 452) immer als Auseinandersetzung mit einer kaum voneinander zu trennenden Technik- und Geschlechtergeschichte zu verstehen ist. Der Workshop findet im Rahmen des DFG-Projekts „Industrielle Produktionsweisen in der Kunst des globalen Nordens im 20. und 21. Jahrhundert. Studien in Kunst und Fabriken“ statt.