Christine Beese (Autor/in)

Obschon das Anatomische Theater seit Langem in der kultur- und medizingeschichtlichen Forschung präsent ist und in Bezug auf Einzelfälle auch von der Kunstgeschichte in den Blick genommen wurde, ist die Bauaufgabe als solche im Sinne einer übergreifenden Untersuchung bisher nicht in der akademischen Kunstgeschichte etabliert. Dies überrascht umso mehr, als das Anatomische Theater archetypisch für zentrale Räume moderner Institutionen wirkte – vom universitären Hörsaal bis zur parlamentarischen Abgeordnetenkammer.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Aufsatz „Imaginationsraum oder Sehmaschine“ zum einen mit der Frage, weshalb die Rolle, welche Architektur und Ausstattung bei der Konzeption sowie bei der Nutzung Anatomischer Theater spielten, bisher von der Kunstgeschichte nicht aus diachroner Perspektive untersucht worden ist. Zum anderen werden Gründe und Anknüpfungspunkte aufgezeigt, die eine breite und vergleichende Untersuchung Anatomischer Theater für eine kunsthistorische Architekturgeschichte lohnenswert machen.