Christine Beese (Autor/in)

Einleitung

Was ist ein Anatomisches Theater? Ein Ort der empirischen Naturforschung oder der naturphilosophischen Reflexion? Ein Raum der objektiven Beobachtung oder der subjektiven Erfahrung? Verfahren wir im Sinne einer die sichtbaren Strukturen erforschenden Autopsie, so lässt sich die Form Anatomischer Theater in einem zentralen Zergliederungstisch, umgeben von ansteigenden Rängen bestimmen. Über diese Minimalkriterien hinaus fächern sich unterschiedlichste Raumlösungen auf, die von wenig gestalteten Holzgerüsten (Padua 1595) bis zu prunkvollen Repräsentationsräumen reichen (Barcelona 1762). Des Weiteren lässt sich das Anatomische Theater von seiner zentralen Funktion her bestimmten – als Schauplatz für Zergliederungen von tierischen oder menschlichen Leichen.