050466 „Frauenkünste“ im Druck. Europäische Modelbücher der frühen Neuzeit und die Darstellung textiler Künste in der Vormoderne

In den aufwändigen Kunst- und Materialbeschreibungen der mittelalterlichen Literatur spielen Künstlerinnen in der Regel eine untergeordnete Rolle. Wenn jedoch von ihnen erzählt wird, ist ihnen in der Regel der Bereich der Textilkünste zugeordnet. Mittelalterliche Adaptationen des Arachne- oder Philomenamythos, Erzählungen von Maria als Handarbeiterin oder von Feen, die Mäntel oder Wandbehänge weben, berichten von weiblicher Artistik, doch geschieht dies zumeist ohne sie auch durch entsprechendes Hintergrundwissen zu konkretisieren. Das Seminar will – vor der Folie dieser älteren erzählenden Tradition – Konkretisierungen von textiler Kunstfertigkeit in den Blick nehmen. Es fokussiert dabei auf denjenigen Moment in der Kunst-, Literatur- und Kulturgeschichte, an dem die Textilarbeit nicht mehr nur mündlich als Werkstattwissen weitergegeben oder als Mythos erzählt, sondern im Druck veröffentlicht wird. Die sogenannten ‚Modelbücher‘ entstehen dabei im 16. Jahrhundert als eine europäische Text- und Buchgattung, die nicht nur entsprechende Vorlagen bereithält, sondern die in Vorworten und beigegebenen Gedichten zugleich die literarische Modellierung von ‚Frauenkünsten‘ fortsetzt.

Das Seminar wird – nach einer ersten vorbereitenden Phase, die einer Einarbeitung in die oben genannte ältere literarische Tradition gilt – diese europäischen Modelbücher vergleichend in den Blick nehmen, weshalb wir in einer dreiergruppe von Dozent:innen aus Kunstwissenschaft, Romanistik und/ Germanistik antreten wollen.

Forschungsliteratur wird im Moodle zur Verfügung gestellt.

Das Seminar findet als Blockveranstaltung vom 11.-13. Januar 2023 in Präsenz statt (bitte planen Sie ‚ganztägig‘). Vorbereitende Termine (obligatorisch!) finden als hybride Veranstaltung jeweils am Freitag, den 16. Dezember sowie am 18. November, 2. Dezember und 16. Dezember, 14-16.00 Uhr statt.