Since the 1990s, art-historical research on exhibitions has mingled with the fields of New Museology and Curatorial Studies. Increasingly, cultural and social studies concepts and methods are being integrated into art-historical analyses of exhibited art and of the art exhibition as a medium or format. The upcoming issue of kritische berichte addresses this junction and explores how and to what extent research on intersectionality, which during the last three decades has focused on identifying and analyzing multidimensional forms of discrimination, can be productively applied to a socially informed art-historical study of exhibitions.
Although museums and contemporary art exhibitions frequently operate under the banner of intersectionality, and numerous museological and curatorial inquiries document these current developments, a systematic reflection on the applicability of the concept of intersectionality and its associated categories and methods in the field of art-historical exhibition history has yet to be undertaken. As instances of publication that determine visibility and significance, while also reflecting and shaping social conditions, art exhibitions have been embedded in complex sociopolitical dynamics of inclusion and exclusion since their emergence around 1800. At the same time, the relational structure of exhibitions has contributed, particularly since the 1960s, to exposing, critiquing, and shifting social inequalities and their implicit assumptions.
We therefore would like to address the following questions:
- To what extent can phenomena relating to the concept of intersectionality be traced in historical art exhibitions?
- How can categories of social differentiation and identity attribution – gender, ethnicity, class, sexuality – be historically contextualized in this regard?
- To what degree can research on intersectionality contribute to a reevaluation of exhibition types, formats, and modes, as well as their respective ways of production, and reception effects?
- In what way can intersectionality provide a conceptual framework for writing exhibition history as something other than the mere addition of individual events and actors, and even challenge established conceptions and canons of art exhibitions?
- And under what reservations should such a conceptual and methodological transfer occur, especially considering the beginnings of intersectionality discourse in the context of Black and feminist struggles?
This issue aims to attempt a nuanced connection between art-historical exhibition history and current transformative and emancipatory, but also identity-oriented and liberal approaches to intersectionality research. By addressing the relationship between intersectionality and exhibition history since the beginnings of the modern art exhibition, we particularly seek to engage researchers in the field of art-historical exhibition history. Our goal is to gather methodological contributions and exemplary case studies from 1800 to the present within a global-transnational framework – thereby testing proposals for intersectional analyses of exhibitions.
We welcome short abstracts (max. 350 words) in English or German, along with a brief CV, to be sent via email to and by September 16, 2024. Feedback on the acceptance of contributions will be provided in early October 2024. The text drafts will be presented and discussed at a workshop on November 28/29, 2024 (either digitally or in person in Vienna). Final papers must be submitted by March 14, 2025. The issue will be published in October 2025.
Dr. Maria Bremer
Kunstgeschichtliches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Gebäude GA 2/157
Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Isabelle Lindermann, MA
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3
1010 Wien
CFP: Intersektionalität und Ausstellungsgeschichte
kritische berichte 3/2025
Maria Bremer (Bochum), Isabelle Lindermann (Wien)
Seit den 1990er Jahren verbindet sich das kunsthistorische Interesse für Ausstellungen mit den Arbeitsbereichen der New Museology und der Curatorial Studies. In die kunsthistorische Erforschung ausgestellter Kunst und der Kunstausstellung als Medium oder Format fließen heute vermehrt kultur- und sozialwissenschaftliche Begriffe sowie Methoden ein. An dieser Schnittstelle setzt die geplante Ausgabe der kritischen berichte an und fragt, inwieweit und in welcher Form die derzeit allgegenwärtige Intersektionalitätsforschung, die sich seit ca. drei Jahrzehnten der Identifizierung und Analyse mehrdimensionaler Diskriminierungsformen widmet, für eine – sozialhistorisch informierte – kunsthistorische Untersuchung von Ausstellungen produktiv gemacht werden kann.
Obwohl Museen und zeitgenössische Kunstausstellungen vermehrt unter dem Schlagwort der Intersektionalität operieren und zahlreiche museologische und kuratorische Studien diese aktuellen Entwicklungen belegen, steht eine systematische Reflexion über die mögliche Anwendbarkeit des Intersektionalitätsbegriffs und der damit einhergehenden Analysekategorien und -methoden im Bereich der kunsthistorischen Ausstellungsgeschichte bislang aus. Als Veröffentlichungsinstanzen, die über Sichtbarkeit und Bedeutung entscheiden sowie soziale Verhältnisse abbilden und mitprägen, sind Kunstausstellungen jedoch seit ihrem Aufkommen um 1800 in komplexe, gesellschaftspolitische Ein- und Ausschlussdynamiken eingebunden. Gleichzeitig hat die Beschaffenheit von Ausstellungen als relationale Gefüge besonders seit den 1960er Jahren immer wieder dazu beigetragen, soziale Ungleichheiten und ihre impliziten Annahmen offenzulegen, zu kritisieren und zu verschieben.
Wir wollen daher fragen:
- Inwiefern lassen sich unter dem Begriff der Intersektionalität gefasste Phänomene in historischen Kunstausstellungen zurückverfolgen?
- Wie wären soziale Differenzierungskategorien und Identitätszuschreibungen – Geschlecht, Ethnizität, Klasse, Sexualität – dabei jeweils historisch zu kontextualisieren?
- Inwieweit kann die Intersektionalitätsforschung zu einer Neubewertung von Ausstellungstypen, -formaten und -modi, ihren jeweiligen Produktionsweisen und Rezeptionseffekten beitragen?
- Auf welche Art und Weise kann Intersektionalität einen konzeptuellen Rahmen bieten, um Ausstellungsgeschichte anders als reine Addition einzelner Ereignisse und Akteur:innen zu schreiben; etablierte Auffassungen und Kanons von Kunstausstellungen gar zu hinterfragen?
- Und unter welchen Vorbehalten sollte ein solcher Begriffs- und Methodentransfer erfolgen, insbesondere wenn wir die Anfänge des Intersektionalitätsdiskurses in den spezifischen Kontexten Schwarzer und feministischer Kämpfe berücksichtigen?
In diesem Heft soll der Versuch unternommen werden, kunsthistorische Ausstellungsgeschichte mit aktuellen – transformativen und emanzipatorischen, aber auch identitätsorientierten und liberalen – Zugängen der Intersektionalitätsforschung differenziert zu verbinden. Mit der Frage nach dem Verhältnis von Intersektionalität und Ausstellungsgeschichte seit den Anfängen der modernen Kunstausstellung möchten wir insbesondere Forschende im Bereich der kunsthistorischen Ausstellungsgeschichte ansprechen. Unser Ziel ist es, methodische Beiträge sowie exemplarische Untersuchungen von Fallstudien von 1800 bis heute im global-transnationalen Rahmen zu versammeln – und damit Vorschläge für intersektionale Analysen von Ausstellungen zu testen.
Bei Interesse schicken Sie bitte ein kurzes Abstract (max. 350 Wörter) in Deutsch oder Englisch sowie einen knappen Lebenslauf bis zum 16. September 2024 per E-Mail an die Herausgeberinnen dieser Ausgabe: und . Die Rückmeldung über die Annahme der Beiträge erfolgt Anfang Oktober 2024. Die Textentwürfe sollen am 28./29. November 2024 bei einem Workshop (digital oder in Präsenz in Wien) vorgestellt und gemeinsam diskutiert werden. Die fertigen Aufsätze müssen am 14. März 2025 eingereicht werden. Das Heft erscheint im Oktober 2025.
Dr. Maria Bremer
Kunstgeschichtliches Institut
Ruhr-Universität Bochum
Gebäude GA 2/157
Universitätsstr. 150
44780 Bochum
Isabelle Lindermann, MA
Institut für Kunst- und Kulturwissenschaft
Akademie der bildenden Künste Wien
Schillerplatz 3
1010 Wien