Die Großexkursion vertieft Inhalte der Veranstaltung 040639 „Weg, Schwelle, Entzug: Inszenierungen des Heiligen im frühneuzeitlichen Europa“: Was ist ein heiliger Ort, was zeichnet einen heiligen Raum aus? Welche Mittel wendet die Architektur in der christlichen Tradition auf, um dies deutlich zu machen? Die Baukunst der Frühen Neuzeit mit ihrer ‚bildartigen‘ Anordnung und der Perspektive wird das Seminar diesbezüglich beschäftigen. Ebenso aber geht es um Raumfunktionen, die dadurch deutlich werden sollten.
Eine besondere Rolle spielten von Anfang an die Orte des christlichen Martyriums, an die sich Erinnerungspraktiken (Memoria) knüpften. Dies wurde verstärkt durch die für die biblische Erzählung wichtigen Orte, die sowohl einzeln (Grabeskirche; Wohnhaus der Maria) wie auch als ganze Landschaften nachgebildet wurden. Darüber hinaus ging es in der Frühen Neuzeit darum, die heilige Handlung der Eucharistie hervorzuheben, auf die nach dem Konzil von Trient (1546) allen Gläubigen die Sicht eröffnet sein sollte. Doch längst nicht alle Hervorhebungen funktionierten über visuelle / haptische Zugänglichkeit. Es gab, gerade in Verbindung mit Reliquien, auch Strategien des Entzugs, die den Zugang absichtsvoll versperrten und nur reguliert preisgaben. Dies hatte besondere Bedeutung, wenn es sich etwa um einen „gnadenreichen Ort“, d. h. das durch ein wundertätiges Objekt ausgezeichnete Ziel einer Wallfahrt, handelte.
Das Seminar behandelt – jeweils im europäischen Vergleich – folgende Oberthemen: architektonische Fassungen des Ortes; Inszenierungen des Weges; heilige Topographien; heilige Hüllen; der gnadenreiche Ort; (evtl.) Mission.
Seminar und Exkursion werden von Dr. Yvonne Northemann geleitet.