Am 7. April finden von 10-16 Uhr der Workshop „http://ingeborgluescher.com – Aspekte der Erarbeitung von Werkverzeichnissen“ mit Renate Petzinger in der Situation Kunst statt.

Das Angebot ist vorrangig für Studierende der Kunstgeschichte.

Bitte informieren Sie sich über die Website der Situation Kunst: situation-kunst.de

Situation Kunst (für Max Imdahl) | Bibliothek
Donnerstag, 7. April 2022
10.00 – 16.00 Uhr

Anmeldungen bitte an

Das Zeitalter der Digitalisierung hat der Erarbeitung von Künstlerwerkverzeichnissen weltweit unübersehbare Schubkraft gegeben. 1978 erschien der letzte von insgesamt 33 Bänden des legendären Pablo Picasso Catalogue Raisonné von Christian Zervos. Bis ins ausgehende 20. Jahrhundert waren aufwändig gedruckte Werkverzeichnisse mit farbigen Abbildungen ansonsten eher den französischen Meistern des ausgehenden 19. und des frühen 20. Jahrhunderts wie Paul Cézanne und Claude Monet oder einigen amerikanischen abstrakten Expressionisten wie Jackson Pollock und Mark Rothko vorbehalten.

Inzwischen leben wir in anderen Zeiten. Allein die Website arthistoricum.net vermeldet derzeit 164 online abrufbare Werkverzeichnisse – die tatsächliche Zahl dieser weltweit öffentlich zugänglichen Publikationen und Plattformen dürfte aber weit höher liegen. Denn immer mehr zeitgenössische Künstler:innen machen sich noch zu Lebzeiten inzwischen selbst an die digital gestützte Archivierung ihres eigenen Werkes. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Interesse am Thema Catalogue Raisonné treffen sich real und virtuell in der International Catalogue Raisonné Association, im Arbeitskreis Werkverzeichnis oder auch im Schweizerischen Institut für Kunstwissenschaft.

In dem Workshop von Renate Petzinger geht es in drei Themenblöcken um folgende Fragen:

  • Was ist das Ziel eines Catalogue Raisonné?
  • Wer gehört zu den Beteiligten ? (z.B. Galerien, Museen, kunsthistorische Institute,
    Kunstwissenschaftler:innen, Künstler:innen, Sammler:innen, Künstlerische Nachlässe)
  • Welche besondere Rolle spielt die Kunsthändlerfamilie Wildenstein?
  • Welche Vereinigungen und Arbeitskreise gibt es zum Thema Catalogue Raisonné?
  • Welche interessanten Beispiele für Online-Werkverzeichnisse gibt es?
  • Worin bestehen wissenschaftliche Mindestanforderungen an ein Werkverzeichnis?
  • Chronologie versus Thema – zwei gegensätzliche Herangehensweisen?
  • Archiving the Unarchivable – wie gehen wir mit ephemeren Kunstformen um?
  • Datenbanken, Online CR’s und das Verhältnis von Text und Bild: was ist zu beachten?
  • Wie sind Archivalien, Presseartikel und ergänzende Materialien zu berücksichtigen?
  • Die Provenienz – warum rückt sie immer stärker in den Vordergrund?
  • Expertisen und Zertifikate – wie schützen wir uns vor Fälschungen?

Diese und weitere Fragen werden von Renate Petzinger in dem workshop mit persönlichen Erfahrungen aus der Erarbeitung der Werkverzeichnisse von und mit Jochen Gerz, Dietrich Helms, Eva Hesse, Ilya Kabakov, Kazuo Katase, Robert Mangold und Ingeborg Lüscher unterlegt.

Kurzbiografie Renate Petzinger

Nach dem Studium der Architektur in Berlin und der Promotion zum Dr. phil. in Kassel wechselte Renate Petzinger (*1943) von der Architektur zur Kunstwissenschaft. Von 1990 bis zu Ihrer Pensionierung Anfang 2010 war sie Baubeauftragte und Ausstellungskuratorin beim Museum Wiesbaden und seit 2006 dessen stellvertretende Leiterin. In verschiedenen Funktionen wirkte sie bei monographischen Ausstellungen zahlreicher documenta-Künstlerinnen und -Künstler mit und war bzw. ist in diesem Kontext als (Mit-) Herausgeberin an der Erarbeitung von Werkverzeichnissen zu den Arbeiten von Jochen Gerz, Dietrich Helms, Eva Hesse, Ilya Kabakov, Kazuo Katase und Ingeborg Lüscher beteiligt. Seit 2014 lebt und arbeitet Renate Petzinger als Wissenschaftlerin, Autorin und Beraterin in Hamburg und Kassel.